Tim und ich trafen uns zum Pizzabrötchen backen in meiner Wohngemeinschaft. Auf dem Weg in mein Zimmer entdeckte er ein Spielzeugholzpferd. Schnell griff er es sich und gab es auch nicht mehr her. Wir gaben dem Pferd einen Namen und erfanden eine Lebensgeschichte, die Tims sehr ähnlich war. Es war ein ausgelassener Tag und ich hatte das Gefühl, dass Tim endlich mal einen Tag richtig Kind sein konnte. Viel zu schnell ging der Nachmittag vorbei. Im gemeinsamen Pferdegalopp ritten Tim, Zach und ich der Straßenbahn entgegen.
Die Studentin Vanessa, die diese Begebenheit berichtet, ist Mentorin im Programm Mentor Migration SALAM (Spielen - Austauschen - Lernen - Achtstam - Miteinander). Vanessa kennt Tim seit einigen Monaten und verbringt einen Nachmittag pro Woche mit ihm.
Konzeption und Ziele des Programms
Studierende übernehmen die Patenschaft für ein Kind im Alter von 8-11 Jahren und gestalten in einem Zeitraum von neun Monaten für zwei bis drei Stunden wöchentlich gemeinsam die Freizeit. Sie nehmen Kontakt mit der Familie und der Schule auf und werden von Dozierenden der Hochschulen begleitet. Das Programm verbindet zwei Ziele: Kinder aus Migrantenfamilien und andere bildungsbenachteiligte Kinder werden gefördert und Studierende erproben und reflektieren ihr pädagogisches Handeln. Dies ist für beide Seiten von Nutzen.
Es werden überwiegend Kinder mit Migrationshintergrund oder mit Fluchtgeschichte, aber auch deutsche Kinder ohne Zuwanderungsgeschichte, in das Programm aufgenommen. Das Programm ist eine Kooperation zwischen der Pädagogischen Hochschule sowie der Stadt Freiburg und vier Grundschulen, die einen hohen Anteil von Migrantenkindern haben. Seit 2009 gibt es jährlich ca. 60 Tandems.